Die Friedensinitiative hebras de paz viva

Die Friedensinitiative hebras de paz viva hat in den vergangenen Jahren einen unerwarteten, bedeutenden internationalen Rückhalt gefunden hat. Sie kann einige Schlüssel für andere Friedensinitiativen im Zusammenwirken der Generationen bieten und scheint Chancen zu haben, sich in Europa auszubreiten.

Die Initiative selbst begann bei einem Besuch in Dresden 1995 anlässlich des 50. Jahrestags der Bombardierung, als eine polnische Delegation von einem Buch mit dem Titel „Die 12 Gerechten” – 12 Erzählungen von kleinen selbstlosen Taten von Deutschen und auch Nazis, die verfolgten und drangsalierten Juden geholfen haben– berichtete. Das Friedensforschungszentrum in Guernica „Gernika Gogoratuz” (GGG) hatte unter der Leitung von Juan Gutierrez seit seiner Gründung den Auftrag angenommen, Erinnerung als Mittel zur Friedenserziehung anzuwenden. Es bezeichnete als „Versöhnungssaat” das Gedächtnis an Handlungen, womit in Zeiten bestimmt von Terror und Bedrohung jemand in einer sicheren Lage der herrschenden Logik der Gewalt und Ungerechtigkeit uneigennützlich trotzt, um eine rettende, helfende Hand an Menschen in Not und Gefahr anzubieten.

Es handelt sich nicht um Großtaten, die angeblich den Kurs der Geschichte bestimmt haben – wie die Völkerschlacht 1813 oder der Abwurf der Atombombe über Hiroshima 1945 – und die mit Großbuchstaben im historischen Gedächtnis geschrieben werden, sondern vielmehr um eine Unzahl kleiner, meistens unauffälliger, oft listiger Taten, die in der Familienerinnerung über Generationen festgehalten werden, aber die über lange Zeit als bloß anekdotisch und bedeutungslos angesehen wurden und somit keinen Platz in der Tastatur eines historischen Gedächtnisses gefunden haben. Im Rahmen von GGG begann die Recherche nach dem Narrativen über diese Taten in Spanien, besonders in Baskenland, Serbien, Kolumbien, Guatemala, Deutschland und Polen. Dies geschah sporadisch, unsystematisch, ohne die Erzählungen zu sammeln oder zu archivieren. Und das Team wähnte sich mit diesem Vorhaben allein auf weiter Flur.

Als Juan Gutierrez GGG Ende 2001verließ, erlosch das Interesse des Zentrums an dieser Versöhnungssaat. Während zehn Jahren konnte sich dieser Ansatz an keinem Ort festmachen und zu einem Projekt entfalten, aber er fand in Dresden bei der IG 13. Februar 1945, in Berlin bei Dialog der Generationen und OWEN sowie in Madrid beim Verein der Betroffenen der Attentate des 11. März 2004 Verständnis, eine warme Unterstützung und viele Anregungen. Dann hat vor zwei Jahren eine Werkstatt mit etwa 30 Teilnehmern/innen, die Juan Gutierrez in Medialab in Madrid koordiniert, diesen Ansatz wieder aufgenommen und mit der Bezeichnung „Friedensfäden“ weiterverfolgt.

Dabei hat sie Schritt für Schritt entdeckt, dass dieser Ansatz von Yad Vashem – dem Holocaustmuseum in Jerusalem – gerade im Zusammenhang mit dem Gedächtnis an die Shoa seit 1963 verfolgt wird und seitdem weltweit eine zunehmende Unterstützung findet. In einem Garten und einer Allee des Museums werden mit der Bezeichnung „Gerechte unter den Nationen” zurzeit über 24 000 Menschen geehrt, die sich für die Rettung von verfolgten Juden einsetzten und denen über 140 000 Menschen ihr Überleben verdanken.

Zur Website des Projektes Hebras de Paz

Website des Friedensforschungszentrums Gernika Gogoratuz